Mittwoch, 20. August 2014

Selbstliebe! Aber wie?

Aber wie liebst du dich selbst?

Diese Frage, kriege ich wirklich immer und immer wieder gestellt. Aber irgendwie habe ich dazu eine ganze Menge zu sagen und trotzdem keine richtige Antwort. Selbstliebe zu beschreiben ist vermutlich genauso unmöglich wie Liebe in Worte zufassen, und eine Kur oder eine „How to love yourself in 10 days“ Methode gibt es meiner Meinung nach nicht. Liebe ist. Und Liebe ist für jeden anders, und mit der Selbstliebe sieht es ganz genauso aus. 

Für mich ist Selbstliebe in den Spiegel zu schauen, und mich anzulächeln. Für mich ist Selbstliebe, diese kleine nagende Stimme nicht zu hören, die mir sagt „Iss dies nicht, iss das nicht! Wann fängt endlich deine Diät an!“. Es ist auch, mir die Freiheit zunehmen, mich nicht mit Dingen und Menschen zu umgeben, die sich negativ und schlecht anfühlen. Manchmal ist Selbstliebe auch „self care“. Selbstliebe hat nicht immer was mit Äußerlichkeiten zu tun. Selbstliebe ist kein Muss, sondern ein Kann, Selbstliebe ist kein Achievement, für das es Punkte gibt, kein Zustand den man einmal erreicht und dann nie wieder in Frage stellt. Und trotzdem bleibt die Frage: Aber wie liebst du dich selbst?

Ich weiß es nicht. So platt und doof das klingt, aber ich weiß es nicht. Irgendwann war es einfach da. Eine ganz große Rolle hat dabei nicht die Einstellung zu meinem, sondern auch zu anderen Körpern gespielt. Ich bin immer gut mit mir selbst ausgekommen, aber so lange ich mich erinnern kann, war ich unzufrieden mit meinem Aussehen. Ich hatte immer das Gefühl, dass mein Körper sich in einem Zustand befindet, in dem er nicht sein darf. Es fing an bei meinem Gewicht, meiner Größe, Speckrollen, Dehnungstreifen, Pickeln, doofer Haarfarbe, zu kurzen Nägeln, und ging weiter bis zur Körperbehaarung, Muttermalen, der viel zu tief liegenden Lidfalte, der Art wie meine Knie knubbeln, wenn ich stehe, meinem Doppelkinn oder die Empfindlichkeit meiern Haut auf Reibung und Wärme. 
Es ist unglaublich was man an sich selbst alles schlimm finden kann… So viel Energie, die wir aufwenden, um uns selbst zu kritisieren. Tatsächlich finde ich den Zustand des "self loathings" (Wie Gala Darling es so schön nennt) wesentlich anstrengender, als den des "self lovings". Wie kommen wir also dahin, unseren Körper nicht ständig zu kritisieren? Aus dem Bauch heraus, habe ich genau drei Tips, die am Ende irgendwie alle zusammen hängen, und die mir vieles leichter gemacht haben. 

Hör auf andere Körper zu be- und verurteilen, vergleiche dich nicht mit anderen und schaut dir nackte Menschen an.

Wir haben es alle schon mal gedacht: „Wow mit dem Körper würde ich diesdasjenes aber nicht anziehen...“, ein Spruch der einem leicht in den Kopf kommt, der geprägt ist von dem was wir als akzeptable und „schön“ beigebracht bekommen haben. Anderes Bespiel, aber eigentlich genau das selbe:  „Promi XY hat 5 KG zugenommen und sieht jetzt aus wie ein Wal!“, etwas das wir selber nicht sagen, aber dann gewinnt trotzdem die Neugierde, wir klicken auf den Link/Kaufen die Zeitung/schauen die Sendung, und wir be- und verurteilen. Wir freuen uns, wenn wir „Endlich ungeschminkt, so schlecht steht es um ...“ sehen und merken, dass auch hinter jedem Sternchen nur ein Mensch steht. Wir urteilen, weil jemand zu dick ist oder zu dünn, weil der Bikini nicht zum Teint passt, der Lippenstift zu knallig ist oder die Frisur nicht sitzt, und merken dabei leider selten, das unter all der Kritik an Körpern der anderen am Ende wir es selber sind, die zu leiden haben. Wir selbst sind immer unsere schärfsten Kritiker, und wenn wir gemeine Dinge über andere sagen, fällt es uns noch viel leichter, noch viel gemeinere Dinge über uns selbst zu sagen. Deswegen gilt: ab heute ist Schluss damit! 

Genauso sehe ich das mit den ewigen Vergleichen. Wir suchen uns Lieblingsbrüste, -beine, -augen, -haare oder -lippen aus, wir wären gerne ein Baukasten aus ganz vielen kleinen Teilen. Wir beneiden Freundin Nummer eins um ihre Haut und die nächste um ihre Fingernägel. Und dabei vergessen wir was Wichtigste (Achtung abgenudelter Spruch!) „Be you - everyone else is already taken“. Jap,so lahm es auch kling, es ist eben so. Vergleichen ist doof, auch wenn es scheinbar in der Natur des Menschen liegt. Entweder wir vergleichen und machen uns selber schlecht, oder wir versuchen uns dadurch überlegen zu fühlen. Egal welche Richtung, ich denke beides ist weder gut fürs Karma noch für ein gesundes Selbstwertgefühl. 

Der Punkt, über den ihr vielleicht etwas gestutzt habt, ist meiner Meinung aber der wichtigste und essenziell. um auch die ersten beiden Punkte „erfüllen“ zu können: Schau dir nackte Menschen an!
Ja! Ja, ja und ja! Wir leben in einer Welt in der nicht ein einziges Foto, das für Werbezwecke genutzt wird, ohne Photoshop Bearbeitung auskommt. Ich bin Designer. Ich liebe Photoshop. Und ich benutze es für jedes einzelne meiner Blogbilder, aber es gibt sinne ganz großen Unterschied zwischen Farbkorrektur und 10-Kilo-dünner-Beine-länger-Haut-Porenlos-Korrektur. Wir wissen überhaupt nicht mehr wie echte nackte Menschen aussehen, und finden deswegen immer irgendwas an uns, dass uns unnormal vor kommt, weil man nie zu sehen bekommt, dass zum Beispiel ca. 80% der Frauen Cellulite haben. Das Falten, Dellen, Haare, Pickel, Hautverfärbungen, Narben und Unproportionalität keine Fehler sonder eigentlich ein Normalzustand sind. Und um eure Neugierde auf nackte Körper zu befriedigen, gibt es dazu die passenden Link:

  • Expose - Shedding Light On Collective Beauty "When was the last time you opened up your browser and saw a beautiful image of a body shape that looked just like yours?“ Eine starke Botschaft, bei der man nur nicken kann, und ein wunderschönes Projekt mit ganz viel Haut. Mir gegründet wurde das Projekt von Jes, die einen unfassbar tollen Blog hat!
  • Ähnlich toll, ist „The Nu Project, auch hier gibt es schon eine unfassbar große Menge an Bildern von Frauen, die in ihren Wohnungen und Häusern, in alltäglichen Momenten nackt aufgenommen wurden. Alleine die Fotos anzuschauen ist unglaublich befreiend und zaubert einem ein Lächeln auf das Gesicht. 
  • Etwas spezieller wird es in der „Breast Gallery“ es gibt wahrscheinlich kaum eine Frau, die noch nie an ihren Brüsten gemeckert hat, tatsächlich, und so doof und naiv sich das auch anhört, erst wenn man sich mal wirklich anschaut wie unglaublich unterschiedlich Brüste aussehen, wird einem klar, das man gar nicht so sehr aus der Masse rausfällt, weil wir so wie so alle anders aussehen. 
Das sind sie, meine drei Grundregeln, mit denen ich mir das Leben ein wenig einfacher gemacht habe. Mit denen ich gelernt habe, meinen Körper besser zu akzeptieren. Es gibt keine 100% Garantie, dass es für euch damit auch leichter wird, aber ich habt gefragt, und ich habe gesagt, was mir einfällt. Habt ihr andere Tips? Seit ihr auf ein Geheimrezept gestoßen, von dem ich noch nichts weiß? Ich bin ziemlich neugierig zu hören, wie ihr mit dem Thema ganz persönlich umgeht.

Disclaimer, oder so.
Macht euch nicht selbst fertig dafür, wenn das alles so nicht klappt. Wie ich es schon gesagt habe, niemand muss mit sich zufrieden sein. Und wenn man es aber doch will, und trotzdem das Gefühl hat, man schafft es nicht, dann gebt euch Zeit. Verzeiht euch selbst, dass ihr euch manchmal scheiße findet und akzeptiert, dass ihr euch manchmal scheiße findet... und GEBT EUCH ZEIT. 

Außerdem sei noch gesagt, dass Selbstliebe ganz bestimmt nicht beim Äußerlichkeiten anfängt oder dort aufhört. Den eigenen Körper zu akzeptieren ist ein Teil davon, sich selbst zu akzeptieren, die Wege zu dieser Akzeptanz sind aber vielfältig und lassen sich nicht auf 3 Regel runter brechen,